Vor 55 Jahren begann eine Reise ins unbekannte Nyassaland

Als am 20. April 1959 vier Zithaschwestern ihre Reise nach dem damaligen ostafrikanischen Nyassaland antraten, war ihnen vieles unbekannt: Unbekannt waren das Land und seine Menschen, unbekannt aber auch die Sprache und die Kultur dieses Kontinentes. Außerdem waren sie auch noch unerfahren in der Missionsarbeit, denn die Kongregation der Tertiar-Karmelittinnen ist vom Ursprung her kein Missionsorden. Im Jahr 1958, am Fest der Heiligen Theresia von Lisieux, öffnete sich für die Kongregation jedoch die Tür zur Weltmission. Papst Johannes XXIII forderte während seines Pontikates die Bischöfe, vor allem die des afrikanischen Kontinentes, auf, um Priester, Brüder und Schwestern für die Mission zu werben.
Dies fand einen konkreten Ausdruck durch die Anfrage von Monseigneur Joseph FADY. Er war gebürtiger Franzose, gehörte dem Orden der Weißen Väter an und war derzeit Apostolischer Vikar der Diözese Lilongwe im Nyassaland dem heutigen Malawi. Er bat am 3. Oktober 1958 die damalige Generaloberin Gabrielle Wintersdorf, Schwestern für Aufgaben in seiner Diözese bereitzustellen. Seine Sorge galt vorrangig dem Ziel, den Menschen in christlicher, menschlicher und sozialer Art und Weise Hilfestellung zu geben. Die Ordensleitung nahm diesen Ruf mutig an und nach einer intensiven Vorbereitungszeit traten am 20. April 1959 die ersten Schwestern die Reise ins unbekannte Nyassaland an.

Es waren dies :

  • Schwester Renata Schwartz aus Petingen (L)
  • Schwester Damiana Bär aus Köllerbach (D)
  • Schwester Marie-Pia Koch aus Niederkorn (L)
  • Schwester Redempta Weiler aus Roodt (L).

Der Start- und Ausgangspunkt für ihre neue schwierige Aufgabe sollte Namitete sein. Die Weißen Väter hatten dort bereits Schulen, Werkstätten und ein kleines Krankenhaus gebaut. Letzteres wurde von den Schwestern übernommen. Das Gebäude stand noch im Rohbau, und die Unterkunft für sie selbst war mehr als primitiv. Ende 1959 war das Krankenhaus fertig und die ersten Kranken konnten aufgenommen werden. In der folgenden Zeit wuchs das Projekt von 30 auf 150 Betten und hat sich bis heute zu einem der größten Spitäler Malawis entwickelt.

In der Folge kamen immer mehr Projekte hinzu, die in den verschiedenen Landesteilen zu finden sind. So wurde ein zweites Krankenhaus in Madisi erbaut, welches im Jahr 1986 von den Franziskanerinnen von Salzkotten (D) übernommen wurde. In Ganja wurden 1972 eine Haushaltungsschule, eine Geburtshilfeabteilung, eine Poliklinik und ein Zentrum für unterernährte Kinder errichtet. Zu allen Stationen gehören einige Außenstationen, so z.B. die Mobile Clinic, eine Kindervorsorge mit Ernährungskontrolle, ein Kindergarten oder ein Zentrum für pastorale Arbeit.

Die Notwendigkeit, daß immer mehr Schwestern eingesetzt werden mussten, veranlasste die Kongregation noch zu einigen Aussendungen. So folgten schon bald, am 25. April 1960 Schwester Marie-Berthe Wechtler aus Nilvange (F), Schwester Bernadette Zins aus Conz les Bains (F), Schwester Jeanne (oder Jeanny) Munhoven aus Sassenheim (L).

Im April 1964 folgten

  • Schwester Marie-Christiane Mergen aus Bilsdorf (L),
  • Schwester Josette May aus Bonnevoie (L),
  • Schwester Antonia Hoss aus Bitburg (D).

Im November 1968 verließ Schwester Justina Morn aus Oberbesslingen (L) die Heimat in Richtung Malawi. Ihr folgte am 14.05.1971 Schwester Marie-Alphonse Molitor, geboren in Huldange (L) und am 14.07.1977 Schwester Marie-Romaine Dostert (L).

Im Laufe der Jahre erweiterten sich die Wirkungsfelder der Kongregation. Junge afrikanische Frauen baten um Aufnahme in die Kongregation. Nachdem die ersten fünf Afrikanerinnen in Luxemburg in den Jahren 1964 - 1968 ihre Ordensausbildung erhielten, wurde in Malawi ein Noviziat errichtet. Der nun folgende Ordensnachwuchs wird seither im eigenen Land ausgebildet. Die Zahl der Schwestern vermehrte sich und das Klostergebäude mußte 1992 vergrößert werden. Heute, 55 Jahre nach der Ankunft der ersten Missionarinnen, lebt nur mit Justina Morn noch eine einzige luxemburgische Schwester in Malawi. Etwa 40 malawische Frauen gehören heute zu der Gemeinschaft der Tertiar-Karmelittinnen vor Ort, die unter einheimischer Leitung als eigenständige Region funktioniert.

Außer den vielen Tätigkeiten im sozialen Bereich, kam der Wunsch von den Schwestern auch ein Haus zu errichten, was der Spiritualität des Karmels entspricht und allen religiösen Menschen zugänglich ist. So wurde das Haus St. Teresa am Rande der Hauptstadt Lilongwe errichtet und am 15.10.1987 eingeweiht. Es dient sowohl spirituellen Veranstaltungen als auch Tagungen und Fortbildungen vorwiegend in der Frauenarbeit.

Doch die Herausforderungen der Schwestern haben sich mit der Sorge um die Not der Menschen im Verlauf der Jahre verändert. Die Missionstätigkeit wandelte sich immer mehr zur Entwicklungsarbeit. Deshalb entschieden sich die Zithaschwestern im Jahre 1989 die ONG „Eng oppen Hand fir Malawi“ zu gründen. Dies war die richtige Entscheidung, um den Menschen in den jeweiligen Einzugsgebieten auch längerfristig und nachhaltig konkrete Überlebenschancen zu geben.

Die ONG hat in ihrer jetzt 25jährigen Tätigkeit die Arbeit der Zithaschwestern vor Ort mit vielen einzelnen Initiativen verbessert. Dazu zählen vor die Unterstützung beim Kampf gegen den Hunger, der dieses Land immer wieder befällt. Vor allem ist dies möglich durch die Projekte, die im Rahmen einer Ko-Finanzierung mit 66,66% vom luxemburgischen Staat mitgetragen werden. Dieses Geld wurde in den letzten Jahren dazu benutzt wurde, auf vielfältige Weise verschiedene Initiativen zu unterstützen und dies mit dem einen Ziel: die Lebensbedingungen der Dorfbevölkerung zu verbessern.
Vieles wurde realisiert und hat seine Daseinsberechtigung. Doch es gibt noch manche Not, die es zu lindern gilt in diesem Land Malawi, dem „warmen Herzen Afrikas“, wie es seine Bewohner liebevoll nennen.